
Lukas Treiber
Doktorand
Ausgehend von dem Befund, dass diskursive, das heißt begriffs- und sachorientierte Sprache in demokratischen Öffentlichkeiten aufgrund ihrer rhetorischen Überformtheit dem normativen Anspruch auf Inklusivität und Partizipation aller am deliberativen Prozess Beteiligten nicht gerecht werden kann, untersuche ich in meinem Oromotionsprojekt "Zur Sprache der Kunst - Ästhetische Offenheit und Politische Öffentlichkeit" die Bedeutung ästhetischer Ausdrucksformen in der Sphäre politischer Öffentlichkeit.
Leitend ist dabei die Hypothese, dass die Sprachen der Kunst mit ihrer Mehrdeutigkeit, Deutungsoffenheit und Widersprüchlichkeit komplementäre Angebote darstellen, die die diskursive Sprache ergänzen können.
Ein umfassender theoretischer Zugang zur Kommunikationsweise von Kunst und Kunstwerken wird abgestützt auf eine detaillierte Rekonstruktion der Überlegungen Walter Benjamins (Denkbild, Dialektisches Bild) und Umberto Ecos (Offene Kunstwerke) unter der Berücksichtigung zeitgenössischer Rezeption und kritischer Einwände.
In detaillierten Einzelanalysen von Hate Radio („Genozid in Ruanda“), Kunstwerken aus Guantanámo („Ode to the Sea“) und der artistischen n Praxis von „Black Lives Matter“ verfolge ich schließlich das Ziel, herauszuarbeiten, auf welche Weise künstlerische Ausdrucksformen zu einer reflexiven Konstitution von politischer Öffentlichkeit beitragen. Dabei geht es gleichsam um die Frage, wie reprimierte Gruppen und Perspektiven durch artistische/ästhetische Prakiken Sichtbarkeit und Anerkennung in der politischen Öffentlichkeit erwirken können.
- „Tiefenpsychologische Dimensionen“, Berlin 2021
- „Sublation of Order“ und „Page Noir“, Berlin 2021
- „Spectres of Abdullah - An open Encounter“, Arts of The Working Class, Berlin 2022
- „Gespenster“, Galerie B2, Leipzig/ Alte Spinnerei 2022
- „Don't get pulled like a Professional - Boy!“, UDK Berlin, Juni 2023, Vorwort, Katalog, S. 6-7
- „Die Maschine steht still“ – In: Ästhetik des Verschwindens, Gardens of Delete, HAUNT, Berlin 2024
- „Seeing the Sun through closed Eyes”, Kang Contemporary, Berlin 2024
Seminar im Sommersemester 2025:
Ästhetische Offenheit und Politische Öffentlichkeit
Diskurse legen fest (geschlossen), welche gesellschaftlichen Themen überhaupt verhandelbar sind, wer sie verhandeln darf und wie sie zu verhandeln sind. Minderheitenperspektiven werden dabei oft als "irrelevant", "deviant" oder "unsachlich" abgetan. Ästhetische Erzeugnisse hingegen können neue Perspektiven sichtbar machen, die im hegemonialen Diskurs ignoriert werden. Sie bieten einen Raum für narrative Vielfalt und Gegenpositionen (offen).
Im Seminar wird mit den Studierenden zunächst anhand von Literatur und anschließend anhand praktischer Beispiele aus der Kunst untersucht, wie sich die Sprache der Kunst von der Sprache des Diskurses unterscheidet und wie Kunstwerke es schaffen, Diskurse zu verändern.