Strukturen der Gegebenheit

Phänomenologische Zugänge zu den Verflechtungen von Objekt, Natur und Mensch

Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe

Projektbeschreibung

Schuhe, Backöfen, Häuser, Autos, Rechner, künstliche Organe und Körperteile, unendliche Maschinen und Roboter, Naturobjekte und nicht zuletzt nicht-menschliche Lebewesen bestimmen das menschliche Alltagsleben: Sie affizieren den Menschen (z.B. ein unbequemer Schuh), ermöglichen oder verhindern Handlungen (ohne Ofen kann man keinen Kuchen backen), ersetzen menschliche Körperteile (künstliche Körperteile) und Handlungen (Computer oder Roboter) oder lassen ethische Fragen entstehen (darf ich Fleisch essen oder die Umwelt verschmutzen?). Das Verhältnis zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem zeigt sich daher als ein Netz von Wechselwirkungen, die je nach Typus des Nicht-Menschlichen unterschiedlich angesehen und bewertet werden können.

Die Analyse des Nicht-Menschlichen in all seinen Formen ist eines der Hauptanliegen verschiedener aktueller philosophischer Strömungen, insbesondere des spekulativen Realismus und des kritischen Posthumanismus, die u.a. der Phänomenologie vorwerfen, die Wirklichkeit von der subjektiven Bewusstseinskonstitution abhängig gemacht und dadurch ihre Komplexität verfehlt zu haben.

Die Forschungsgruppe will das Potenzial der Phänomenologie für die Erschließung und das Verständnis einer sich zunehmend komplizierten Wirklichkeit zeigen. Denn die Phänomenologie postuliert weder die Abhängigkeit der Wirklichkeit von einem erkennenden Subjekt (Kritik des spekulativen Realismus) noch bedient sie sich dualistischer Denkstrukturen, die Machtverhältnisse bewirken (Kritik des Posthumanismus). Vielmehr geht die Phänomenologie von der Gegebenheit der Erfahrung aus und versucht, deren transzendentalen Strukturen zum Ausdruck zu bringen. Deshalb zeigt sich Phänomenologie als Philosophie, die in der Lage ist, sowohl den Menschen in seiner mehrdimensionalen Verortung in der Welt zwischen den Dingen und anderen Lebewesen zu denken, als auch eine vielfältige Wirklichkeit zu analysieren, die sich als komplexe Verflechtung zwischen Menschen und Nicht-Menschlichem präsentiert und die daher zuweilen weder durch dualistische noch durch subjektzentrierte Denkformen zugänglich wird. Die phänomenologische Betrachtungsweise des Verhältnisses zwischen Menschen und Nicht-Menschlichem verspricht somit neue theoretische und praktische Perspektiven für dringende Zukunftsfragen im Rahmen der Ökologie, der Geschlechtsforschung, der Debatte um die kulturelle Identität oder um die Technisierung und Digitalität zu eröffnen.

 

Aktivitäten


11. April 2024 – Gründungstreffen der Käthe-Kluth Nachwuchsgruppe


8.-10. Oktober 2024 – Workshop: Schwerpunkt Natur


9. Oktober 2024 – Gastvortrag: Prof. Dr. Hans Rainer Sepp


17.-19. Juli 2025 – Tagung: Objekt-Natur-Mensch. Phänomenologische Perspektiven